Graffiti-News Nr. 30
21.7. - 26.7. 2002

Neuigkeiten aus der Welt der Graffiti-Forschung

e-mail an das institut für graffiti-forschung

neu: Graffiti-Museum Wien - www.graffitimuseum.at

  zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

 

 

26.7.2002

Aktuelles Plakat der ÖVP in Wien. Das Plakat ist aus zwei Gründen für die Graffiti-Forschung interessant:
Einerseits wird ein klassisches Graffiti-Motiv darauf wiedergegeben - siehe Graffiti-Definition. Andererseits wird zu einem Wortspiel gegriffen - wie sie auch in Graffiti häufig vorkommen. Der Name des ÖVP-Obmanns - FINZ - wird in der umgangssprachlichen Bedeutung angewendet, im Sinne von finden, es ergibt sich also die Bedeutung "ich finde es super". Ein ähnliches Wortspiel tauchte im Zusammenhang mit der Nominierung von Herrn Finz zum Parteiobmann auf, nämlich "finz kan aundan?", also "findet ihr keinen anderen?".


 

Aktuelle Daten zum Suchbegriff Graffiti im Internet:

Suchergebnis bei der am häufigsten genutzten Suchmaschine google ergibt 1.210.000 Treffer, das Institut für Graffiti-Forschung wird an dritter Stelle angezeigt, hinter art crimes und graffiti.net.

Suchbegriff "Institut für Graffiti-Forschung" ergibt 657 Treffer.

 


25.7.2002

Historische Tags aus Wien:

 

"erzek" - weitverbreitetes Tag in den 90er-Jahren im Achten Wiener Gemeindebezirk (Josefstadt).

"Puster" - Tag - Einzelstück aus einer S-Bahn-Station im 14ten Wiener Gemeindebezirk. Das Tag überlebte - aufgrund seiner Unauffälligkeit - einige der relativ häufigen Reinigungsaktionen.

 


 

Anarcho-Spruch  und Symbolik aus dem Dritten Wiener Gemeindebezirk (Landstrasse):

 


 

 

Info zu neuen wichtigen Web-Adressen:

Neue Web-Publikation von Herrn Lodewick (Graffiti-Archiv Brüssel) - kulturelle Bezüge zwischen Schablonengraffiti und Comix: http://www.graffitieuropa.org/pochoirs.htm

Herr Len vom Frankfurter Graffiti-Archiv teilte eine interessante Adresse mit:
http://germany.indymedia.org/2002/07/26815.shtml Es wird dort über eine Sprayaktion im Zusammenhang mit dem ersten Todestages eines Aktivisten in Genua berichtet - eines der seltenen Beispiele dafür, dass politische Botschaften in der Technik der Sprayer-Kultur aufbereitet werden.

Sprayerinnen im Internet:
http://www.at149st.com/women.html

 

 


 

24.7.2002

Figuratives Graffito das vor etwa drei Jahren erstmals großflächig verbreitet wurde, v.a. im Bereich des Gürtel in Wien. Möglicherweise steht eine Buchstabenkombination hinter der Konfiguration und es ist als klassisches Tag aufzufassen. Dokumentation Juli 2002, ©ifg.
 

 


 

KURIER, 24.7.2002, S. 6:

Unter dem Titel "Hilferuf aus Ketchup rettete Eingeschneite" wird berichtet, dass eine Touristen-Gruppe in Südafrika vom vorzeitigen Wintereinbruch überrascht wurde. Ein Bergsteiger schrieb daraufhin bei minus 30 Grad mit Ketchup einen Hilferuf in den Schnee. Ein Hubschrauber entdeckte das riesige "H" und brachte die Urlauber in Sicherheit.

 


 

Graffito - in den Staub einer Auslagenscheibe geschrieben. Spezialform des abtragenden Verfahrens - siehe Graffiti-Definition!

Laut Auskunft eines Jugendlichen ist die Bezeichnung "Schwabos" bei Bewohnern Ex-Jugoslawiens für Österreicher üblich. Es handelt sich also um eine generelle Beschimpfung.

©ifg2002, Wien, 8ter Bezirk

 


 

Zweimal Rotterdam - Wien 16 und Wien 15, Juni, Juli 2002

Falls jemand näheres zur Bedeutung der beiden Graffiti weiß, ersuchen wir um Mitteilung an das Institut für Graffiti-Forschung!

Am 25.8.02 kam folgendes mail:

From: brain_storm@freenet.de

Sehr geehrtes Institut für Graffiti-Forschung!! Mein Name ist DJ J-Son, bin mittlerweile ein bekannter DJ in der Black Music DJ Szene, bevor ich mich in den Kreisen der Black Music bewegte, befand ich mich in einer eher abgedrehten Szene und zwar in der hardcore/gabba-Szene. Als ich gerade auf einer ihrer Seiten stöberte da ich dringend ein Motiv für meine Homepage suche, stieß ich auf eine interessante Entdeckung und zwar auf 2 Schriftzüge zum ersten ROTTERDAM TERROR CORPS und zum zweiten ROTER DAM BANDE ich kann ihnen einiges dazu erklären. Rotterdam Terror Corps ist eine Gruppe, die Musik produziert und sehr populär in der gabba Szene ist und viele Leute in der gabba und hardcore Szene lieben diese Gruppe!!!! Sie sind fast auf jeder Party vertreten die es so in dieser Szene gibt, auch bekannt als RTC. Namhafte party's : Hellraiser, back 2 basics, Raving Nightmare, A Nightmare in Germany, Mystery Land and many many more!!!

Zu dem anderen TAG: ROTER DAM BANDE - hat absolut nichts mit Rotterdam oder den Rotterdam Terror Corps zu tun! Irgendwie ne Bande am roten Dam in irgendeiner Stadt habe ich schon mal gehört, hat aber absolut nichts mit ROTTERDAM zu tun!!

Mit freundlichen Grüßen 3K Entertainment!!!!!!! www.j-son.de

 


 

Aktuelle Graffiti-Dokumente zu Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Das ifg hat dazu eine eigene Dokumentationsseite eingerichtet: 

http://www.graffitieuropa.org/rechts.htm

 


 

Angebot aus einer öffentlichen Männertoilette (Klograffito) mit Angabe der Telefonnummer. Anonymisiert

Wien 16, 2002

 


 

23.7.2002

Der automatische Esser:

Folkloristisches Element - Graffito auf einer leeren Plakatwand im 16ten Wiener Gemeindebezirk. Die Auflistung der Speisen entspricht dem Angebot eines Würstelstandes, der in der Nähe liegt. Insgesamt beschrieb der Aktivist ca. 10 Quadratmeter der Fläche, teils unverständlich und kurios.

©Norbert Siegl, Wien 16, Juli 2002

 


 

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Neue Beiträge des deutschen Graffiti-Forschers Saul Len (Frankfurter Graffiti-Archiv).

©Saul Len, Dokumentation München 1989

 


 

22.7.2002

Historische Motive aus Wien (Dokumentationszeitpunkt: Juli 2002):

Bild links: eine der Markierungen, die von Hausbesitzern oder Hausbewohnern 1945 an Außenwänden angebracht wurden, um den sowjetischen Soldaten zu signalisieren, dass es sich um ein privates, ziviles Gebäude handelt. Einige dieser Markierungen haben bis heute überlebt - immerhin 57 Jahre.

Bild rechts: historisches Graffito aus der Zeit der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

 


 

Graffiti und Symbolforschung:

Anarchisten-A aus den 3ten Wiener Gemeindebezirk - gleichzeitig ein frühes Dokument der Sprayer-Kultur in Wien - das A ist mit "the anarchists" gekennzeichnet.

©ifg, 2002

 


 

Beitrag von Saul Len (Frankfurter Graffiti-Archiv) zur Sticker-Kultur in Frankfurt/Main:

Saul Len teilt dazu mit:
Ffm 1994: A4 Sticker auf Werbefolie. Da man nicht voraussehen kann, wie lang Sticker kleben bleiben, muss man hier auf lichtfeste Farben achten. Schwarzer Eddingstift ist dafür geeignet, für weitere Farben eignen sich Lackmalstifte. 

 


 

 

Originale Schrift-Dokumente zum biten, crossen und burnen in der Sprayer-Szene:

 


 

21.7.2002

Graffiti und Randphänomene in den offiziellen Medien:

Kronen Zeitung , 21.7.2002, Beilage (Krone bunt), S. 28 - 31, Kornkreise - von Teufels Hand (Tobias Micke):

Im reich bebilderten Artikel wird die Frage nach der Herkunft der Kornkreise gestellt, u.a. wird gemutmaßt, dass es sich um "Graffiti missratener Bauernsöhne" handeln könnte. Insgesamt ein interessanter Artikel mit historischen Bezügen - so wird die erste bekannte Zeichnung dieses Phänomens aus dem Jahre 1678 gezeigt  - und einer Fülle von Erklärungen und Literaturhinweisen. Der obige Link führt direkt zur online-Berichterstattung der Kronen Zeitung, wird aber vermutlich nur kurze Zeit aktiv sein.

DER STANDARD, 20./21.7.2002, S.7:

In einem kurzen Artikel "Die Mädchen im Armensündergässchen" wird über eine enge Gasse in einer Häuserschlucht berichtet, die voller Graffiti ist. Es scheint sich um einen der inzwischen seltenen Orte zu handeln, die von der öffentlichen Verwaltung gleichsam vergessen wurden, und wo sich über Jahre hinweg die Graffiti-Kultur ungestört entwickeln konnte.

 


 


Historische Graffiti aus Frankfurt/Main, beide Motive sind aus dem Jahre 1989, das Piece stammt von ZIP:

©Saul Len, Frankfurter Graffiti-Archiv
 

 


 


Graffiti-Dokumentation Berlin:

Klospruch aus der FU, Zehlendorf:

Graffiti-Thema "Hunde":

©ifg, Herbst 2001
 

 


 


Graffiti-Dokumentation Europa - aktuelle Motive aus Wien

Wien, Juli 2002, ©ifg
 

 


 

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Zuletzt veröffentlichte Ausgabe (Graffiti-News Nr. 29): Graffiti News, 29/2002