Graffiti-News Nr. 28
7.7. - 13.7.2002

Neuigkeiten aus der Welt der Graffiti-Forschung

zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

neu: Graffiti-Museum Wien - www.graffitimuseum.at

Graffiti-Aufträge, Wandgestaltungen, zur internationalen Auftragsvermittlung 

 

12.7.2002

 

Wiener Zeitung, 10.7.02, S 3:

Unter dem Titel "Zweigeteilte Insel-Gesellschaft" (von Sigrun Saunderson) wird berichtet, dass die beiden "Hauptlager" in Nordirland ihre Bezirke mit Fahnen, Graffiti und bemalten Gehsteigkanten kennzeichnen: rot-blau-weiß die Loyalisten und grün-weiß-orange die Nationalisten.

Siehe dazu: Graffiti-News Nr. 311 - http://www.graffitieuropa.org/news/311.htm

 

 


 

 

Die offizielle Spruchkultur auf einem T-Shirt. Bei einigen der Sprüche kann es durchaus sein, dass sie ursprünglich als Graffito kreiert wurden und nach und nach in die offizielle Volkskultur "einsickerten". 

Der rechts wiedergegebene Spruch begegnete in leicht abgewandelter Variante (Alter Wein und ...) auch als Toilettengraffito und in einem niederösterreichischen Weinkeller (in die Wand gekratzt).

 

 


 

 

Das Bild links stammt aus einem Wiener Arbeitsamt und wurde an einem Fensterrahmen im Raucherbereich angebracht. Ob es sich dabei um ein Tag oder um eine (fremdsprachige) Botschaft handelt, ist unklar.

 

 


 

 

"Wenn Gott für uns ist, wer sollte gegen uns sein."

Inschrift in einem Torbogen in der Altstadt von Bratislava. Lt. G.Hellwig: Das große Buch der Zitate (Orbis 1990) stammt der Text aus Röm. 8,31 (nach der Vulgata). Eine Abwandlung dieses Spruches veröffentlichten wir in der Graffiti-News Nr. 27, am 29.6.2002. ©ifg, 2002

 

 


 

 

Saul Len vom Frankfurter Graffiti-Archiv sandte eine neue Lieferung von historischem Material:

Ffm 1989, Bildunterschrift Ztone, von der Unterführung Riederhöfe. Dort war die erste "Hall of fame" von Frankfurt. 

 

 


 

 

News von der ifg-Reise nach Freistadt, OÖ:

Klassische Forderung in Graffiti seit etwa 30 Jahren - "legalize it!". Im Bild als Frage formuliert, in typischen Writer-Buchstaben (outlines) ausgeführt. Das Motiv stammt aus Linz, Postbusbahnhof.

Juli, 2002


Die Anti-AKW-Sonne, ebenfalls ein Klassiker des Protestes im öffentlichen Raum. Das Motiv stammt aus Freistadt, einem Ort im Mühlviertel in Oberösterreich, nahe der Grenze zu Tschechien und zum AKW-Temelin.

Die diversen Kleber sind als Randphänomen zum klassischen Graffito aufzufassen, hier wurde das AKW-Motiv dem Protest gegen die Inbetriebnahme des AKW-Temelin angepasst.

 

 


 

 

News aus Griechenland von Monika Vykoukal:

Hallo, Danke herzlichst für den Tip, mich im WUK um eine Ausstellungsmöglichkeit für Banksy zu bewerben. Hat geklappt und wird nächstes Jahr dort in der Kunsthalle sein. Weiters bin ich grade als Korrespondentin für Graphotism auf einem griechischen Festival. In Thessaloniki gibt es vor allem auch große Mengen an Anti-Nato Graffiti. Weiters übermalen orthodoxe Priester Graffiti mit Kreuzen, weil sie finden, es ist das Werk des Teufels. Und in älteren Hip-hop pieces findet man nationalistische Aussagen der Art "Mazedonien war, ist und bleibt griechisch". lg, Monika

 

 


 

 

10.7.2002
 

Sozialer und politischer Protest bei Demonstrationen und auf Transparenten:

Transparente sind ein Randphänomen zum klassischen Graffito. Im Gegensatz zum Graffito fehlt dort zwar die Anonymität, es überwiegt aber das "Improvisatorische" bei der Herstellung des Mediums. 
Inhaltlich kann man viele der Sprüche, Parolen und Symbole gleichlautend auf Transparenten und als Graffiti finden. Auf der Seite http://www.anticapitalism.tk/ gibt es einen großen internationalen Überblick über Demonstrationen und  Forderungen.

 

 


 

 

Privater und individuell zuordenbarer Protest mittels eines Transparentes an einem privaten Wohnhaus im 14ten Wiener Gemeindebezirk.

Der Protest richtet sich gegen den österreichischen Justizminister (Böhmdorfer, FPÖ, BZÖ), der wegen der Abschaffung des Jugendgerichtshofes heftiger Kritik ausgesetzt war.

©ifg, Juli, 2002

 

 


 

 

Historisches Material von Saul Len (Frankfurter Graffiti-Archiv):

Wiesbaden 1981: 

Bei einer Demonstration gegen die Startbahn West. Die Händler hatten zur Sicherheit die Schaufenster mit Spanplatten verdeckt und diese wurden zum Vollschreiben genutzt. Hier unter anderem: "Wir danken für ihr Vertrauen! Die Chaoten!"


Wiesbaden 1981:

Graffiti auf Spanplatte: "Seid ihr aber vernagelt" und "Brett vorm Kopf."

©Saul Len

 

 


 

 

Bilder aus Bratislava (Slowakien)

Randphänomen zum klassischen Graffito: Hochwassermarkierungen kann man entlang der Donau (und wohl auch entlang anderer Flüsse) an vielen Stellen finden. 

Das Beispiel wurde im Stadtbereich von Bratislava dokumentiert, weit oberhalb des heutigen Flussbettes - vermutlich war die Überschwemmung von 1850 die gewaltigste der letzten Jahrhunderte.


Piece von einem der walls in Bratislava.

Im Bereich dieses walls, der einige Kilometer abseits des Zentrums liegt, trifft sich die Auto-Kultur mit der Sprayer-Bewegung. 

Ungestört werden neben den besprayten Flächen Autoübungsfahrten abgehalten und KFZ-Reparaturen vorgenommen.


Das meistverbreitetste Graffito in Bratislava - ein Protestgraffito gegen die NATO, ausgeführt in Schablonentechnik.

©Norbert Siegl, Wiener Graffiti-Archiv - Graffiti-Dokumentation Europa


 

 

9.7.2002

Der Graffiti-Reader 
(3. überarbeitete Auflage, neue Texte, neues Bildmaterial - lieferbar ab sofort)

Susanne Schaefer-Wiery und Norbert Siegl, 2002: Essays internationaler Experten zum Kulturphänomen Graffiti und ein ausgewählter Bildteil aus der "Grafffiti-Dokumentation Europa". ISBN 3-901927-19-0, graffiti edition, Wien (Graffiti-News Nr. 20), EUR 37/ATS 509,12

Neben der Graffiti-Enzyklopädie ist der "Graffiti-Reader" die unumgängliche Basisliteratur für jede wissenschaftlichen Arbeit über Graffiti. Die meistgefragte Publikation des Fachverlages "graffiti edition" - Bestellung ist in jeder Buchhandlung möglich.

INHALTSÜBERSICHT

Peter Gorsen:
 „Graffiti und Art Brut“

Andrea Jakobs:
 „Stille Orte - Laute Sprüche“

Irmela Mensah-Schramm:
 „Aktiv gegen Hass-Graffiti“

Bady Minck:
 „Invasion vom Mars und kopulierende Affen“

Angelika Overbeck: 
„Der Zorn als Lehrmeister“

Susanne Schaefer-Wiery: 
„Graffiti im Bild. Über die Darstellung von Graffiti in der Malerei“

Norbert Siegl:
 „Kulturphänomen Graffiti. Das Wiener Modell der Graffiti-Forschung“

Carolin Steinat: 
„HipHop-Graffiti: Gewaltfreie Rebellion einer Subkultur im Zeichen des Spätkapitalismus“

Hermann Steininger: 
„Bilder und Zeichen im Rahmen der Volkskultur"

Beat Suter: 
„Graffiti-Cyberland - Objekte im Spiegel des Verschwindens“

Peter Vitouch: 
„Kommunikationsmodelle - die Eigenart der Kommunikationsform Graffiti“

Barbara Wichelhaus: 
„Graffiti von Leprakranken“

Podiumsdiskussion: 
„Writing in Österreich"

Bildteil: 
"Graffiti Dokumentation Europa"

 

 

 

Die Unsicherheit im Umgang mit dem Begriff Graffiti:
Die korrekte Schreibweise des Begriffs Graffiti ist in der Writer-Szene keine Selbstverständlichkeit - siehe Bild links

Oft trifft man in der Writer-Szene auf die Kombination von Bildungsmangel und Selbstüberschätzung

 

 

 

RESPECT - ein zentraler Begriff in der Welt der Graffiti-Sprayer

 

 

 

8.7.2002

Rätselhaftes Graffito

©ifg 2002, Hainburg, Niederösterreich

 

 

Auffällig in Bratislava ist die Vielfalt an Schablonengraffiti, die vorwiegend zum politischen Protest eingesetzt werden und die sich mit den tausenden Tags der Writer-Kultur vergesellschaften.

Im Bildbeispiel ein philosophisches Motiv, keine Seltenheit in Schablonen-Graffiti, wo ein gewisses Ausmaß an Vorüberlegung und Vorbereitung nötig ist, bevor damit in den öffentlichen Raum gegangen wird.  

©ifg, 2002

Siehe dazu auch die Mitteilung von Herrn Lodewick aus Brüssel - veröffentlicht am 5.11. in der Graffiti-News Nr. 41: http://graffitieuropa.org/enzyklopaedie.htm

 

 

Anhäufung von Symbolen an einer Graffiti-Wand in Bratislava, Slowakien:

Liebe, Tod, Gewalt, Kampf, Sexualität, ...

 

 


 

 

Saul Len vom Frankfurter Graffiti-Archiv übermittelte einige interessante Web-Adressen:

Bericht über das Vorgehen von BGS-Beamten gegen Writer: 
http://germany.indymedia.org/2002/07/25675.shtml

Über die Seite kommen sie zu einigen anderen Web-Adressen wo wirkliche, direktive Verhaltensregeln mitgeteilt werden:
http://www.inforiot.de/thema/graffiti.php

 

 


 

 

Protestgraffiti gegen die auflagenstärkste österreichische Tageszeitung - die KRONEN ZEITUNG - haben eine lange Tradition. Hier aktuelle Beispiele aus dem 10ten Wiener Gemeindebezirk, dokumentiert im Juli 2002.

©Norbert Siegl

 

 


 

 

Etwas konfuses historisches Graffito aus der Hainburger Au, entstanden vermutlich bei den Au-Besetzungen in der ersten Hälfte der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Diese führten dazu, dass der Plan eines Donau-Kraftwerks aufgegeben wurde und heute ein Naturschutzgebiet im Urzustand erhalten ist...

Graffiti im Zusammenhang mit diesen Auseinandersetzungen waren damals auch in Wien in großer Zahl zu finden und es gibt einige Dokumente dazu im Wiener Graffiti-Archiv.

Text:
".... so wie der erste baum gefallen ist und alle anderen nach und nach schutzlos zurück lies und so wie auch sonst eines zum andern kommt - eines zum andern, "

 

 


 

Graffiti-Forschung und was sich manche Leute darunter vorstellen, Originalnachricht:

"Ich bin eine französische Studentin in der Bauhaus Universität von Weimar, in der Medien- Fakultät und brauche ihre Hilfe. Im betrieb einen Unterricht ,wo Dinge als Medien betrachten werden, arbeite ich über dieses Thema: Damen toiletten als Medium. Es werde mich gut helfen, wenn sie mir beispiel von Graffitis im damen Toiletten (ein paar Zitat) senden.
Ich brauche es in einer kurze Zeit. Danke für ihnen Verständnis. Cecile ...."

 

 

7.7.2002


Forschungsreise des ifg nach Bratislava, der Hauptstadt Slowakiens.
Wir werden demnächst auf einer eigenen Seite darüber berichten.
 Insgesamt entstanden 150 Fotos an Dokumentationsmaterial
zu allen Aspekten von Graffiti.

©Norbert Siegl, Juli 2002
 

 

 

Neues von Frankfurts Wänden (von Saul Len): 

Aktuelle Dokumentationen des Frankfurter Graffiti-Archivs aus dem Jahre 2002, siehe Bilder links. 

Den Zugang zu allen bisher veröffentlichten Beiträgen des deutschen Graffiti-Forschers Saul Len finden sie im Graffiti-Kongress.

 

 

Den Zugang zu allen bisher veröffentlichten News-Artikeln mit kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie

Zur zuletzt veröffentlichten Ausgabe (Graffiti-News Nr. 27): Graffiti News, 27/2002