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neu: Street-Art und Graffiti-Museum Wien - www.graffitimuseum.at


Institut für Graffiti-Forschung:

Graffiti-News Nr. 109/2004
Neuigkeiten zu Graffiti und Street-Art

GRAFFITIMUSEUM - GRAFFITIAUFTRÄGE INTERNATIONAL
 

zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

Graffiti-Aufträge, Wandgestaltungen, zur internationalen Auftragsvermittlung

 

 

 

14.08.2004 - die technischen Säulen der Writer-Kultur - Spraydose (OHM) und Marker - hier als Sticker
 

 

 

 

 

Die neuen Varianten der Street-Art - Affichements, Sticker, Cutouts/Outcuts - Norbert Siegl im Gespräch mit einer Redakteurin des SZ-Magazins (Nr.35, 27.08.04):

 

SZ-Magazin: Was sind das für Papierbildchen, die seit ein, zwei Jahren auf Mauern, Wänden und Stromkästen kleben? Graffiti ähneln sie nicht besonders.
 
Norbert Siegl: Das ist eine neue Form der Straßenkunst, die sich seit kurzem entwickelt: meist junge Künstler fertigen zu Hause Zeichnungen an, kopieren sie 20, 30 Mal als Kleinauflage, schneiden sie aus und kleben sie mit Tapetenkleister an Hauswände und Mauern - also klassische Affichements - wobei die Größe stark variiert und mehrere Quadratmeter erreichen kann. Werden die Bilder speziell zugeschnitten nennen wir das »Cutout«. Eine andere Variante dieser Straßenkunst sind Bilder und Zeichnungen, die auf schon existierende Aufkleber gesprayt, gedruckt oder gemalt, gezeichnet werden: die Sticker. Immer häufiger sieht man zum Beispiel auf Stromkästen und Verkehrsmasten die Päckchenaufkleber der deutschen - und österreichischen Post mit Bildern oder Tags darauf.
 
Wer hat damit angefangen?
 
Graffiti-Sprayer, Tagger,  verbreiten ihren Schriftzug, ihr »Tag«, um sich selber bekannt zu machen. Dabei laufen sie Gefahr, erwischt und bestraft zu werden, einige sind ja auch deswegen mit riesigen Schadensforderungen konfrontiert und /oder saßen lange Zeit im Gefängnis. Einige Sprayer kamen auf die Idee, ihr Tag auf Adressetiketten oder Paketband zu schreiben und und die Gefahr einer Verhaftung damit zu minimieren. Eine der ersten waren z.B. TOWER aus Berlin, KERAMIK aus Wien. Das haben viele nachgemacht und zusätzlich Zeichnungen, Styles und Bilder darauf gemalt. Die Aufkleber der Post bieten sich dafür an, weil sie gratis sind und gut kleben. Die Cutouts sind meist aufwändiger als die bemalten Sticker, sie haben ihren Ursprung in der Pochoir-Bewegung, der Schablonenkunst: Einige Graffiti-Künstler benutzten Schablonen, um ihre Bilder schneller an die Wand sprühen zu können. Wenn sie ihr Werk genügend oft gesprüht hatten, klebten sie zum Abschluss die feuchte Schablone an die Wand...
 
In welchen Städten sieht man die Klebekunst?
 
In allen westlichen europäischen Großstädten, in Deutschland besonders in Berlin, München, Hamburg, Leipzig und Frankfurt.
 
Aufgeklebte Bilder lassen sich schneller entfernen als aufgesprühte. Klopfen sich die Polizisten der Großstädte nun auf die Schulter, weil sie sich gegen die Sprayer durchgesetzt haben?
 
Natürlich hängt diese Entwicklung auch mit der Jagd auf Graffitisprayer zusammen und mit den hohen Strafen für Sachbeschädigung. Die Klebekunst, das Affichieren der Werke scheint ein guter Kompromiss zwischen Behörden und Künstlern zu sein: Den Klebekünstlern wird - zumindest bisher - noch keine Sachbeschädigung vorgeworfen. Aufkleber sind in unserer Gesellschaft allgemein als Medium akzeptiert, sie werden von Firmen, politischen Parteien, Naturschutzorganisationen. ..., hergestellt. Niemand denkt, dass ein Aufkleber etwas beschädigt. Dieses Gefühl hat man auch bei anderen aufgeklebten Dingen, beim Plakat genauso wie bei einem Cutout. Juristisch betrachtet wird so genanntes "wildes Plakatieren" in Österreich als Verwaltungsdelikt geahndet. Die Einschätzung des Bonner Oberstaatsanwalts Apostels geht in dieselbe Richtung: „Eine Sachbeschädigung muss eine Substanzverletzung der beschädigten Sache nach sich ziehen. Bei einem Graffito ist ein stark erhöhter Reinigungsaufwand zu betreiben.“ Auf die Paketaufkleber trifft dies nicht zu. Derartige "Schandtaten" sollten sich im Bereich einer Ordnungswidrigkeit bewegen. 
 
Wie reagieren Hausbesitzer, die ein Cutout auf ihrer Hauswand finden?
 
Natürlich mögen die meisten Menschen die Klebekunst lieber als Graffiti: v.a. weil sie sie auch besser verstehen können als Graffiti. Graffiti und Tags sind meist als Szenecode an andere Sprayer gerichtet. Außen Stehende verstehen die Schriftzüge und Bilder selten.
 
Das ist bei den Klebebildern anders?
 
Ja, sie sind meist unterhaltender für den Betrachter, man kann über sie schmunzeln, sie sind leichter zu decodieren. Es gibt aber auch welche, die ganz traditionell Gesellschaftskritik üben oder politische Themen aufgreifen: In Wien habe ich eine ganze Reihe von Cutouts gesehen, die sich mit dem Irak-Krieg auseinander setzen.
 
Wer macht diese Klebekunst?
 
Die Künstler sind nicht so eindeutig einer Jugendkultur zuzuordnen, wie das bei der Graffiti-Kultur der Fall ist ­ Graffiti hängen eng mit der HipHop-Kultur zusammen. Die Klebekünstler kommen zum Teil ebenfalls aus der Sprayerszene, aber auch traditionelle Künstler, junge Absolventen von Kunsthochschulen und Politaktivisten zeigen ihre Werke und Anliegen auf diese Art in der Öffentlichkeit.
 
Warum macht sich jemand so viel Arbeit, nur um ein paar Klebebildchen an die Wände anzubringen?
 
Zuerst einmal: diese Street-Art-Formen sind ein Geschenk an die Öffentlichkeit, eine Bereicherung des Stadtbildes abseits der traditionellen Orte der offiziellen Kulturvermittlung. Natürlich geht es auch bei dieser Form der Straßenkunst um Ruhm, um Wahrnehmbarkeit aber ebenso um Teilnahme an der öffentlichen Diskussion und um Mitgestaltung des öffentlichen Raumes. Die Künstler machen Propaganda für sich selbst und/oder sie rütteln am Gewissen der Öffentlichkeit. Deswegen ist es ihnen wichtig, ihre Cutouts und Sticker in vielen verschiedenen Städten, an vielen verschiedenen Orten anzubringen.
 
Wo muss man hingucken, wenn man in seiner Stadt ein Cutout entdecken will?
 
Bei den Sprayern ging es darum, die Schrift-Bilder an möglichst gefährlichen Orten anzubringen: auf Zügen oder an Häusern möglichst hoch oben zum Beispiel. Das ist bei den Cutouts nicht so wichtig, sie werden dort geklebt, wo sie ins Stadtbild passen oder nutzen kommunikative Leerräume, wie etwa die Rückseite von Verkehrsschildern. In Leipzig zum Beispiel haben Künstler Cutouts für die kaputten Fenster leer stehender Fabriken entworfen.
 
Ist es nicht schade für die Künstler, dass ihre Werke so schnell abgerissen und zerstört werden können?
 
Meistens dokumentieren die Aktivisten ihre Werke, in dem sie sie direkt nach dem Ankleben fotografieren und im Internet zeigen. Ähnlich den Sprayern, die Entwürfe von ihren Graffiti in einem so genannten »Black Book« sammeln. Und ebenfalls Fotoalben anlegen.
 
Müssen wir uns von den Graffiti verabschieden?
 
Sicher nicht. Es ist einfach eine neue Form zu den schon bekannten Street-Art-Varianten dazugekommen. Affichements, Sticker und Cutouts sind im Moment sehr im Kommen - die Grenzen zwischen den verschiedenen Arten sind fließend und es kommen dabei alle bekannten Techniken zur Anwendung - etwa als Schablonentechnik auf einem Sticker. Meistens gibt es viele Nachahmer für eine neue Form der Straßenkunst: Als der Züricher Sprayer Harald Naegeli Anfang der achtziger Jahre eine neue Bildsprache entwickelte, lange, dünne Figuren, kamen die in der Szene so gut an, dass es in kürzester Zeit drei Naegeli-Nachahmer in jeder europäischen Stadt gab. Je öfter die Cutouts in unserem Straßenbild auftauchen, umso mehr Leute werden sich sagen: »Hey, das mach ich auch.« 

Siehe dazu die Definitionen der Begriffe Graffiti ( http://graffitieuropa.org/definition.htm ) und Street-Art ( http://www.graffitieuropa.org/streetart.htm )
 



Anfrage aus Bonn zum Thema: 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir planen einen Beitrag über die teils liebevoll gestalteten Paketaufkleber, die deutsche Universitätsstädte überfluten. So steht uns eine CD mit 150 Farbaufnahmen Bonner Paketkleber zur Verfügung.

In Bonn fällt in diesem Zusammenhang der Begriff "Art-War". Wenig seriösen Presseberichten zu Folge, soll es sich um einen Protest gegen die legalen Reklametafeln handeln. Hier wird eine Parallele zur belgischen und französischen Anti-Werbebewegung gesucht. 

Ist Ihnen der Begriff "Artwar", als ängstliche Variante des Anti-Werbeprotestes bereits untergekommen? Können Sie dieser Strömung bereits einen Ursprungsort zuordnen? 


...
Marie-Curie-Str.8
53125 Bonn

 

 

 

 


13.08.2004 - Schablonengraffito (pochoir, stencil) aus Wien
 

 

 

 


12.08.2004 - Schriftgraffito - Hinzufügung - auf einem SPÖ-Plakat
 

 

 

 


12.08.2004 - neue Sticker und Cutout-Varianten in den Strassen von Wien:

 

 

 

 

11.08.2004 - die bevorzugten Flächen der Sticker- und Cutout-Kultur sind die Masten und Rückseiten von Verkehrszeichen

 

 

 

 

11.08.2004 - Graffiti-Piece - Characters - von einem der Wiener walls - comicartige Aufbereitung

 

 

 

 

11.08.2004 - Graffiti und Sticker im Wiener Stadtbild

 

 

 

 

11.08.2004 - Style - Graffito aus Wien 9

 

 

 

 

10.08.2004 - kommunikative Freiräume - Graffiti-Sticker in einem Mülleimer in Wien 19

 

 

 

 

10.08.2004 - Styles - Graffiti im Wienfluss-Kanal

 

 

 


10.08.2004 - Beiträge zur Graffiti-Bibliografie - übermittelt von Frau Irmela Mensah-Schramm (Berliner Graffiti-Archiv):

Loff, Birgit: Entdeckungen am stillen Ort. Der österreichische Psychologe Norbert Siegl erforscht und dokumentiert am eigenen Institut Graffiti. In: Frankfurter Rundschau, Dienstag, 27.Juli 2004, Nr. 172, Seite 8 (ein-seitiger Artikel über die Arbeit des Wiener Psychologen und Graffiti-Forschers Norbert Siegl, Überlegungen zu pro und contra legale Wände für Sprayer)

Preissler, Brigitte: Wer ist Linda? Kunstpartisanen machen Großstädte zu einem Bestandteil ihrer Bilder - Streetart heißt diese Kunst der Zeichen. In: Berliner Morgenpost, Mittwoch, 21.Juli 2004, Seite 9 (ein-seitiger Bericht über die neuen StreetArt-Formen v.a. in Berlin, der Graffiti-Forscher Norbert Siegl wird zitiert)

Raab, Klaus: Aus der Sprühdose der Pandora. In: DIE TAGESZEITUNG, Mittwoch, 30.Juni 2004, Seite 13 (ein-seitiger historischer Abriss der Sprayer-Kultur, über die Anfänge in den USA bis zu den Writer-Metropolen in Deutschland)
 

 

 

 

 

09.08.2004 - Style - Graffito aus Wien

 

 

 


09.08.2004 - Anfrage aus Berlin - falls jemand Infos zum beschriebenen Graffito besitzt, leiten wir diese gerne an Herrn Roth weiter:

"Hallo! Seit ein paar Wochen trage ich eine Notiz mit mir herum mit einem Zitat herum, das angeblich in Berlin/Alexanderplatz als Graffiti aufgetaucht ist:

Wenn ich nur darf, wenn ich soll / aber nie kann, wenn ich will / dann mag ich auch nicht, wenn ich muss / Wenn ich aber darf, wenn ich will / dann mag ich auch, wenn ich muss / Denn schließlich: Die können sollen, müssen auch wollen dürfen“

Habt Ihr das zufällig dokumentiert, oder wisst Ihr, wer mir da weiter helfen kann (ich hätte am liebsten ein Foto von dem Graffito). Liebe Grüße, Michael Roth"

 

 

 

 

09.08.2004 - Graffiti-Styles aus Frankfurt/Main: 

 

 

 

 

09.08.2004 - die Hausbesetzerszene gehörte und gehört seit jeher zu den eifrigsten Produzenten von Graffiti, meist werden auf diese Art/mit diesem Medium die Anliegen einer größeren Öffentlichkeit mitgeteilt/zur Kenntnis gebracht. Ein aktuelles Beispiel aus Köln finden sie auf:

http://germany.indymedia.org/2004/08/88894.shtml 

 

 

 

 

09.08.2004 - Wiener Längsschnittstudie 2004

 

 

Internationale Graffiti-Aufträge, Wandgestaltungen

 

Zuletzt veröffentlichte Ausgabe (Graffiti-News Nr.108): http://graffitieuropa.org/news/108.htm 

Den Zugang zu allen bisher veröffentlichten News-Artikeln mit kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie online: http://graffitieuropa.org/enzyklopaedie.htm ( Sicherungsseite: http://members.chello.at/norbert.siegl/  )  

©2005 Institut für Graffiti-Forschung
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last update: 14.08.2004

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