Der folgende Text basiert auf einem Vortrag, den Frau Mensah-Schramm beim Graffiti-Kongress in Wien gehalten hat. Eine Stellungnahme des Instituts für Graffiti-Forschung zur Thematik Graffiti und Intoleranz finden sie auf folgender Seite: http://www.graffitieuropa.org/rechts/studiezusammenfassung.pdf . Informationen zum Projekt "Hass vernichtet" - www.hassvernichtet.de Gleich vorne weg möchte ich klarstellen: Ich beseitige nicht generell Graffiti, sondern ausschließlich Hassparolen und Nazisymbole. Zu Dokumentationszwecken fotografiere ich die Hasssprüche und -symbole, weil ich die Mitmenschen aufrütteln möchte. Ich möchte aufzeigen, wie Menschen in der Lage sind, so hasserfüllt zu denken - und auch zu handeln. Die gesprühten oder geklebten Morddrohungen und Beleidigungen, die auch an das wohl dunkelste Kapitel unserer Vergangenheit erinnern, sind gegen die Schwachen unserer Gesellschaft gerichtet. Die Urheber des gesprühten Hassdenkens sind gewiss auch nicht die Stärksten der Gesellschaft. Sie sind zumeist manipulierbar und daher beeinflusst von den geistigen Brandstiftern, die in der Politik, ja der Regierung und auch den Bildungseinrichtungen nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten. So kommt es auch vor, wenn ich meine Mitmenschen auffordere, mir Platz zu machen, damit ich die Hassparolen und auch Nazisymbole entfernen kann, dass sie dies unter dem Hinweis verweigern, ich solle es dranlassen, "ist doch gut so"....
Dass vermutlich sie als Urheber die Andersdenkenden als Adressaten ihrer Klosprüche ausgewählt haben, diesen Widerspruch wollen sie freilich nicht erkennen. Sie schneiden sich zum Beispiel mit dem Messer vor ihrem späteren ausländischen Opfer in die Haut, um beweisen zu wollen, dass ihr Blut heller sei, als das der Ausländer.... Als ich 1986 mit meiner Arbeit begann, war der Auslöser dazu die Erkenntnis, dass diese Hasssprüche durch "sich darüber zu ärgern", nicht verschwinden. Mir wurde klar, durch Nichtstun kann auch nichts erreicht werden. Zuerst sporadisch, dann immer mehr gezielt und kontinuierlich ging ich gegen das vor, was die einen als Graffiti - und die anderen als Schmierereien bezeichnen... Fest steht für mich, wie es auch heißen mag, ich gehe gegen diese Form der Hassgraffiti vor und vernichte sie, weil ich den Hass vernichten möchte. Hass muss vernichtet werden. Wenn ich vor der Entscheidung stehe, auch massive Sachbeschädigung in Kauf zu nehmen, um die menschenverachtenden Sprüche bis hin zu den Morddrohungen zu beseitigen oder nicht, dann entscheide ich mich fast ausnahmslos dafür. Denn beschädigte Gegenstände sind allesamt ersetzbar und reparabel, eine verletze Menschenwürde jedoch nicht! Ich fand auch Graffiti, die mich in meinem Denken sehr unterstützten. Es waren Graffiti, die sich für ein friedliches Miteinander offenbarten.
Diese Graffiti halfen mir, die Hass-Graffiti zu verkraften. Manchmal war es fast
unerträglich für mich.... als ich vor einigen Jahren meine Fotos, die ich von den
Hass-Graffiti gemacht habe, im Fotoladen angesehen habe, bekam ich Magenkrämpfe. Die inzwischen über 5.450 Photos und über 1.100 Aufkleber und Plakate, als Zeugnisse pervertierten Denkens, sind Bestandteil meiner Dokumentation. Seit November 1995 wurden bis zu 200 Exponate dieser Dokumentation in meiner Ausstellung "Hass vernichtet" gezeigt - in Rathäusern, Gedenkstätten, Theatern, Kunsthochschulen, Freizeitzentren, Schulen und jetzt auch in zwei Kirchen. Das Interesse ist
groß. Freilich, auch bei den Nazis, die über meine Aktionen nicht wenig erstaunt sind.
Interessant sind die Reaktionen der Mitmenschen: :
Im Folgenden gebe ich einige Reaktionen wieder, denen ich bei meinen Aktivitäten begegnete:
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